DER RESTAURANT BLOG
Nr. 07/20 | 12.12.2020
ESSKAPADEN.BLOG
On My Way To SAINT-TROPEZ
No lockdown can stop us from dreaming! Nirgendwo auf der Welt war ich so oft und so glücklich, wie in der Bucht von Saint-Tropez. Und ehe ich im Juni wieder hinfahre – teile ich mit Ihnen meine schönsten Erinnerungen & besten Empfehlungen. Heute landen wir in Nizza und besuchen Villefranche sur Mer – ehe wir in der nächsten Ausgabe sagen können: „Saint-Tropez, nous sommes arrivés!“
L’ARRIVÉE
Zu Beginn eine kleine Lockerungsübung: sprechen Sie die Bezeichnung für „Kuhmilch in Scheiben“ bitte einmal deutsch, dann englisch und zum Schluss französisch aus! „Käse“ – aha, ist zwar ein Genussmittel, klingt aber nach Technik. „Cheese“ – schon besser, zaubert Ihnen wenigstens ein kleines Lächeln ins Gesicht. Aber „Fromage“ – „un son comme une chanson“! Voilá. (Scusi Signori – ja „Formaggio“ klingt auch ganz toll, aber Italien ist heute wirklich nicht dran.)
Wir landen in Nizza, dem Klein-Paris am Meer. Lebendig, quirlig, laut – mit einer traumschön gelegenen, aber abgas-verstänkerten & besucher-bevölkerten Endlos-Promenade „des Anglais“. Ein, zwei Tage – mehr sollte man dieser Stadt nicht schenken. Eine pittoreske Altstadt mit unzähligen Nepplokalen für Depptouristen – aber auch ein ganz besonderes Restaurant zum Ausgehen & Einkehren.
LA PETITE MAISON
In der Rue Saint-François de Paule, nahe Promenade & Oper, öffnet abends das Reich von Madame Nicole Rubi. „Reich“, weil die Inhaberin seit Jahrzehnten über ihr Restaurant, ihr Personal und ihre Gäste mal nüchtern, mal mürrisch herrscht. Diese Attitüde muss man akzeptieren – am besten lieben – um das einzige dauerhaft erstklassige Essen in ganz Nizza geniessen zu können. Ich habe dort schon Filmsternchen auf dem Wartebänkchen demütig & verzweifelt hocken sehen, denn bei Madame ist immer ausgebucht. Und ein Promi, der andachtsvoll die Hände in ihre Richtung faltet – bekommt im besten Fall ein Nicken. Das Publikum ist unterhaltsam zu beobachten: die haute volée von Nizza, Pariser Chic, reich-gebräunte englische oder amerikanische Yachteigner, in Villefranche residierende Rockstars wie Bono & Elton John – und ein paar ganz normale Fans von gutem Essen wie ich.
SALADE D’NICE
Meist eine Allerweltsvorspeise – hier ein himmlischer kulinarischer Gang durch den Frühlingsgarten Eden. Der Salate d’Nice ist eher für Zwei, aber auch wenn ich Madame allein besuche, muss es muss es dieses Gericht sein. Zutaten sind mehr als das halbe Kochen – das gilt gerade hier ganz besonders: die grünen Böhnchen, die Tomaten, die Blattsalate, die Frühlingszwiebeln, die Oliven, die Kräuter, die gekochten Eier, der Thunfisch … und das am Tisch gereichte Olivenöl – jede Zutat allein ist von einer selten auserlesenen Qualität! Ich sehe Sterne.
SOLE MEUNIÈRE oder ENTRECÔTE BLACK ANGUS ?
Die Qual der Wahl – und eigentlich bin ich schon fast satt. Die Seezunge ist auch eher für Zwei (die Mademoiselle am Nebentisch ist leider schon vergeben) und das Steak ist nach einem so leichten Frühlingshauch vielleicht ein bisschen heavy? Ich nehme (wie meist) das Steak mit seiner herrlichen Rinderjus – zu allem Überfluss mit dem besten Purée de Pomme de Terre, das ich kenne. Auch die Demi-Bouteille Spitzen-Bordeaux lockert den Magen nicht auf. I’m done. Madame weist auf das göttliche Mousse Au Chocolat Blanc Et Framboises Fraîches hin – „Oh, Madame, je suis trop plein!“ Als freundliche Verabschiedung bekomme ich ein „Puh!“ entgegengeschnippt. Ich liebe Madame & Ihre Küche – und komme bald wieder. Instagram: lapetitemaison_nice . FAZIT: „1. Eine Reise wert!“
VILLEFRANCHE SUR MER
Mein guter Freund & Taxifahrer Stéphane rollt mich zum Dösen auf seine Rückbank und ich verpasse leider die kurze Fahrt entlang der abendlichen Promenade und um den Mont Boron herum – nach Villefranche sur Mer zum Hotel WELCOME, direkt am zuckersüß-romantischen kleinen Fischereihafen gelegen. Leider leisten für mich die Zimmer nicht, was die tolle Lage, die Aussicht & die Geschichte des Hotels versprechen. Aber die kleine Hotelbar mit Aussicht auf die Anlegestelle der Fischerboote am frühen Morgen und einige MARC DE PROVENCE machen für den Augenblick alles gut.
WELCOME HOTEL
Mein kleiner Abendspaziergang von JEAN COCTEAU’S Kirche zu den immer noch hell erleuchteten Hafenrestaurants voll von überbordender Lebensfreude ist Romantik pur. Ich schlendere bis zum kleinen Strand am Ende der Bucht und wate durch die schüchternen Wellen des warmen Meeres. Da weder die Grüppchen kiffender Jugendlicher noch das knutschende Liebespärchen besonders begeistert von meiner Anwesenheit sind – räume ich das Feld und begebe mich auf den Rückzug. Zurück im Welcome gewinnt den ersten Teil der Nacht mein kleiner Balkon mit Vue Mer den Wettstreit mit meinem äusserst unromantischen Zimmer. Mein Blick folgt den Rauchkringeln meiner COHIBA ESPLENDIDO und verliert sich im klaren Sternenhimmel von Villefranche und in meinen Träumen … Am nächsten Morgen weckt mich das Klappern der noch wenigen verbliebenen Fischer beim Aufbauen ihrer Stände und Stapeln ihrer Kisten viel zu früh. In Erwartung meiner Lunch-Pläne verzichte ich auf das o8/15-Frühstück und erkunde die winzige Altstadt: billige Souvenirs (made in China), bunte Einmalkleidung (fast aus Papier) & falsche „provencalische“ Restaurants warten auf die alle zwei bis drei Tage einfallenden Horden von Insassen der schwimmenden Luxusgefängnisse. Villefranche lebt heute von Kreuzfahrtschiffen und kaum noch vom Fischfang.
LA MÈRE GERMAINE
Weltgeschichte : Germaine Halap eröffnet mit ihrem Mann Louis Brau 1938 ein Restaurant direkt am Hafen. Gegen Ende des 2. Weltkriegs liegen viele Schiffe der US Navy vor der Bucht von Villefranche sur Mer und Germaine bekocht und umsorgt aufopferungs- & liebevoll viele der Matrosen. Sie wird die berühmte MÈRE, Mutter der Matrosen, – über das Ende des Krieges und über das Militär hinaus! Amerikaner lieben solche Stories und viele US-Filmstars pilgerten und pilgern auch heute noch zur MÈRE GERMAIN. Später führte eine ihrer Töchter das Restaurant mit ihrem Mann, Rémi Blouin, weiter und heute hält die nächste Generation, Thierry Blouin, die Balance zwischen Tradition & Moderne.
LE TEMPLE DU POISSON
„Ah – Monsieur Schmiidt, comment allez-vous?“ „Très bien et vous?“ Es gibt Tische draußen, drinnen – und kleine Zweiertischchen direkt am Wasser. Mittags wie abends – nur direkt am Wasser, am Quai des Admirals Courbet! Ich sitze in der Mittagssonne und mitten in einem Hafenmotiv eines französischen Impressionisten. „La vie des hommes c’est une chasse du bonheur.“ Das Leben der Männer ist eine Jagd nach dem Glück. Und das Glück sitzt mittags am Hafen und genießt den frischesten Fisch der Côte: den marinierten Lachs, die in brauner Butter geschäumte Seezunge und ein Fläschchen Chablis Grand Cru – s’il vors plaît. Denn ich muss noch weiter – nach SAINT-TROPEZ. meregermaine.com
FAZIT: „1. Eine Reise wert!“
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J E T Z T ! ! !
Bewertungen: 1. Eine Reise wert 2. Ein Hochgenuss 3. Hat mir gefallen 4. Mixed Feelings 5. Hat mich enttäuscht 6. Mein „NoGo“

