DER RESTAURANT BLOG

Nr. 06/21 | 21.05.2021

ESSKAPADEN.BLOG

London calling: From the tradition of Huntsman to the party at Sexy Fish

Put your posh dress on – don‘t call me at home ’cause I‘m gone – I’m gonna take you back to London – we’re gonna have a great party – three days & nights long … (oh my gosh!)

Vor Ihrer Reise nach London stellen Sie sich bitte die folgende Konversation mit Ihrem imaginären Butler „James“ vor:                   „Sir planning a trip to see your beloved London again? Wonderful! May I organize your clothes and the hotel booking – and may I refresh your posh English a bit?“ „James, as always – please!“ „Sir, als Hotel empfehle ich erneut das NUMBER SIXTEEN at 6 Sumner Place in South Kensington. Der intime, aber gehobene Townhouse-Character, der herzliche Service, die ruhige Seitenstraße, der romantische kleine Garten für Breakfast, Lunch, Drinks & Dinner und die cosy Drawing Rooms zum Lesen und Arbeiten haben Ihnen jedesmal außerordentlich gefallen, Sir!“ „Marvellous, James! But please just a DeLuxe Room on 1st or 2nd Floor! And hurry, Number Sixteen is often fully booked. And what should Mr. Smith wear during the days and in the evenings?“                           „Well, as always empfehle ich tunlichst den Eindruck eines Touristen zu vermeiden: am Tag der hellgraue Flanellanzug mit der schwarzen Strickkrawatte zu weißen und blauen Hemden. Alternativ den braunen Leinenanzug von Huntsman mit rosa Hemd & Pink-Krawatte. Und abends Ihr nachtblaues Glitzerjacket mit wilden Schals. And may I now start to refresh your English, Sir?“ Oh my gosh!

Let the show begin! Wir starten ganz ruhig im HATCHARDS BOOKSTORE neben Fortnum & Mason at 187 Picadilly. Auch wenn Sie nicht fluently English sprechen – dieses Paradies der eine Million Titel werden Sie garantiert nicht ohne ein Buch verlassen – und seien es nur die coolsten Sprüche von Churchill oder Prince Philip. Anschließend gehts nebenan zu FORTNUM & MASON, dem britischsten aller Kaufhäuser und Hoflieferant der Royals: durchstöbern Sie die oberen Etagen nach allerlei schönen Dingen, die der Mensch nicht unbedingt braucht – vermeiden Sie die Invasion der Touristen im Erdgeschoß voller Tee & Süßigkeiten – und gehen Sie schnurstracks in die Foodhall im Basement. What can I say? Ein Gourmethimmel im Keller voller Artisan Bread, Aufschnitt, Cheese, Sandwiches, Snacks, Salads, Cakes, Wines – you name it! Holen Sie sich ein kleines Picknick-Körbchen voller Köstlichkeiten Ihres Geschmacks, denn jetzt gehen wir die paar hundert Meter zum BERKELEY SQUARE mit seinem Grün und den vielen Bänken, auf denen Business People ihr Lunchpaket verdrücken.

Dort angekommen, finden Sie ein (hoffentlich) sonniges Plätzchen und erstaunlich wenig Touristen. Genießen Sie Ihr Nichtstun und Ihr Picknick – beobachten Sie die Londoner und deren Hunde & Tauben – und nehmen Sie London at it’s best auf! Gegen Nachmittag schlendern wir durch die Bruton Street mit all ihren außergewöhnlichen und unerschwinglich teuren Shops, überqueren voller Missachtung die New Bond Street der teuersten Juweliere & arroganten Modetempel, schlendern wieder entspannt durch die Conduit Street und biegen rechts in die SAVILE ROW ein. Savile Row ist Tailor Wow!

Die Zunft der besten Schneider hat weltweit nur eine über Jahrhunderte geheiligte Straße, in der Royals ihre Jagdkleidung kaufen, echte Generäle & falsche Diktatoren ihre (Phantasie)Uniformen, Partylöwen ihren Dinnerdress und Start-Up-Unternehmer ihre coolen Outfits. Schauen Sie sich jedes Geschäft in aller Ruhe an und bleiben Sie dann vor  d e r  Schneiderei stehen, von der viele (meist asiatischte) Touristen Fotos machen: HUNTSMAN – mit einer langen Tradition konservativer Kleidung und einer unglaublichen jüngsten Geschichte:

Mr. Matthew Vaughn, erfolgreicher britischer Filmregisseur & Ehemann von Claudia Schiffer, ist seit Jahrzehnten Kunde von Huntsman. 2010 kam Mr. Vaughn im altehrwürdigen Umkleideraum beim Maß nehmen lassen eine grandiose Filmidee: was, wenn es durch diesen verschwiegenen und traditionellen Raum mit Knopfdruck in das Reich der KINGSMAN ginge, der britischen Geheimorganisation zur Rettung der Welt – auf sehr britische Art? Ein weltweiter Blockbuster wurde geboren und nach Kingman 1 & 2 wartet jetzt Nr. 3 auf seine Premiere und jeder Film startet mit der Aussenaufnahme von Huntsman und dem harmlosen Umkleideraum. Und Mickael von Huntsman erzählte mir, daß die Schneiderei mit einem kleinen Anteil an den Filmen beteiligt ist. What a Story!                                         Sicher nicht jedermanns Sache – aber ich habe mir dann doch keinen Gebrauchtwagen gekauft, sondern mir etwas bei Huntsman schneidern lassen: zwei Anzüge & viele Erinnerungen fürs Leben.

Und – was möchten Sie jetzt noch sehen? Ich empfehle, vom Ende der Savile Row schnurstracks in die überdachten Burlington Arkades und dann geradezu weiter in die Picadilly Arcades zu bummeln. Dort können Sie kleine, feine Geschäfte mit allerlei schönen Dingen abseits der großen Marken entdecken – all die verspielten Accessoires zum Verlieben für Ladies & Gentlemen. Falls Madame nun doch wieder alle Wünsche erfüllt bekommen hat, gehen Sie noch ein paar Schritte weiter in die Jermyn Street, wo Sie alle bekannten Shops für typisch englische Herrenkonfektion finden – zum Teil so knallebunt wie das englische Lakritzkonfekt und – durchaus erschwinglich.

Ich für meinen Teil fahre jetzt ins Number Sixteen und lasse mir dort im Garten Tee & Torte und dann einen klassischen Gin & Tonic als Sundowner servieren. Gute Hotels soll man geniessen. Aber seien Sie bitte heute Abend pünktlich 20.00 zum Dinner im PARK CHINOIS nahe Berkeley Square – und: halbseidene Eleganz und eine prallvolle Kreditkarte sind angesagt!

Die kleine Rezeption gibt schon einen ersten Eindruck auf das, was uns erwartet: in der oberen Restaurant-Etage die rot-samtene Einrichtung eines Bordells im Shanghai der 30er Jahre, in der ab 22.00 eine kleine Jazzcombo die Bühne betritt und uns einheizt – was angesichts der weiblichen Gäste eigentlich völlig unnötig ist. Eine Etage tiefer hämmert schon früh der Techno-Bass die Birnen weich – daher entscheiden wir uns für die Bordell-Variante. Ich komme mit dem deutschen Sommelier ins Gespräch und wir gleichen alle europäischen Topadressen ab, in denen er schon überall Maitre und ich Gast war. Natürlich schlägt er mich um Längen und ich Aufschneider muss unbedingt meine Weinkennerschaft dadurch beweisen, daß ich einen Chateau Très Cher bestelle. Aber das Essen ist so sensationell, daß ich wenigstens für diesen Abend schwebend alles andere vergesse. Oh my gosh!

Den nächsten Tag lasse ich einfach mal aus: um Kosten & Kalorien zu sparen, habe ich auf Breakfast & Lunch verzichtet – statt dessen bin ich um den gesamten Hyde Park gelaufen. Und abends – ja, ich gestehe, war ich wieder auf kulinarischer Weltreise mit Höhenflug: nämlich in der BOMBAY BRASSERIE. Lesen Sie dazu bitte meinen ersten Blog (1/20).

Der dritte Tag begann mit Ausschlafen (Do not disturb!) – late breakfast im Hotelgärtchen und ein paar Stunden arbeiten im Drawing Room. So war ich erlebnis- und geschmackshungrig genug für die Krönung der London-Party im SEXY FISH! Hier sollten Sie 4 bis 5 Wochen im voraus reservieren – und selbst dann kann es sein, daß Sie sich auf einen 18:00 Tisch einlassen müssen. Das Sexy Fish liegt auch – na, wie kann es anders sein – am Berkeley Square. In der Tat kamen wir um sechs Uhr – und der große Gastraum mit der langen Bar war schon brasselig-brechend voll. The Queen of Welcoming schien ihre Filmaufnahmen in Hollywood kurz unterbrochen zu haben, um uns zu begrüßen und ich schmolz dahin, obwohl es „please wait at the bar and have a drink“ hieß. Auch an der Bar war von Seating keine Rede, aber der Old Cuban war klasse und ich ließ meine Blicke über den „Tanz um den Silbernen Hai“ gleiten: am Ende des vibrierend vollen Partyraumes prangte der berühmte und mittlerweile unbezahlbare Hai von Damien Hirst, der dem Tempel wohl den Namen gegeben hatte.

Die Zeitrechnung an der Bar hatte inzwischen von Viertelstunden zu Old Cubans gewechselt und beim dritten Glas wurden wir geseated und Alessandro stellte sich mit „I’m your host tonight“ vor. Ich zählte eine Armee von dienstbaren Geistern: Armee, weil es so viele waren und Armee, weil es sechs unterschiedliche Uniformen gab. Spannend zuzuschauen, welche Jackets Wasser schleppen mussten und welche die Honneurs machen durften. Alessandro erklärte uns, daß manche Speisen „to share“ wären, worauf ich wie üblich raunzte: „I never share my food!“. Außerdem wollte ich jetzt nicht bei der Lektüre der spannenden japanisch-internationalen Speisekarte gestört werden.

How the hell can I get started? So viele ungewöhnlich kreative und mouthwatering Gerichte, die man eigentlich alle probieren möchte! My Starter: Crispy Duck & Watermelon Salad, Pomegranate & Cashew.  My Main: Japanese Wagyu Fillet, Seasonal Vegetable Tempura & Kimchi Fried Rice. And My Desert: Cinnamon Doughnuts with Chocolate Sauce & Exotic Curd. Die frischgebackenen Teigbälle sind so leicht fluffig, daß sie von selbst in den Mund schweben und bei Ankunft sofort auf der Zunge zergehen … und dann einen zarten Suchtgeschmack hinterlassen. Was für ein Abend!

Zum Abschluss gab ich noch eine kleine unfreiwillige Showeinlage und küsste beim Aussteigen aus dem Taxi den Boden vorm Hotel – aber nicht so würde- & weihevoll wie der Papst üblicherweise, sondern mit einem Knall! & Bumms! Aber immerhin erlaubte dies mir, den NHS (National Health Service) der Engländer kennenzulernen – und den ganz besonderen ironisch-sarkastischen britischen Humor. Der NHS war in der Tat so schlecht ausgestattet aber hoch engagiert, wie immer erzählt wird. Und britischer Humor geht so: „Uh, you look really bad, Sir!“ sagte der Steward im Flieger bei der Begrüßung angesichts meiner Schrammen, blauen Flecken & schiefen Nase. „Pah, you should see the other guy!“ war meine Reaktion. Nicht schlecht für einen Kraut – oder?

Smart Shopping

HATCHARDS Bookstore

hatchards.co.uk

FORTNUM & MASON

fortnumandmason.com

The King of Tailors

H U N T S M A N

Home of The Famous

K I N G S M A N

huntsmansavilerow.com

Food Temples

PARK CHINOIS

parkchinois.com

S E X Y   F I S H

sexyfish.com

Cosy Home

NUMBER SIXTEEN

of Firmdale Group

firmdalehotels.com

Bewertungen: 1. Eine Reise wert 2. Ein Hochgenuss 3. Hat mir gefallen 4. Mixed Feelings 5. Hat mich enttäuscht 6. Mein „NoGo“