Zwei Tage Hamburg beginnen für mich im ICE von Berlin nach Hamburg-Dammtor. Nie Hauptbahnhof. Immer Dammtor: ICE-Station, überschaubar, relativ wenige Fahrgäste und direkt an vielen Hamburger Filetstücken gelegen. Mit leichtem Gepäck gehen Sie fünf (!) Minuten im Sonnenschein vom Bahnhof Dammtor zum Hotel Grand Elysee. Nehmen Sie den Seiteneingang an der kleinen Boutique und schreiten Sie die Reihe der hoteleigenen gastronomischen Angebote ab: Le Parc, Brasserie Flum, Piazza Romana und als lebendigster Mittelpunkt dieser ungewöhnlich prächtigen Hotellobby – das berühmte Café!
Seit den 80er Jahren hat mich mein Beruf häufig an Hamburg’s Außenalster geführt – aber ein nahes & angenehmes Hotel für mehrtägige Aufenthalte war schwer zu finden. Dann die Sensation: der Unternehmer Eugen Block erfüllt sich 1985 seinen Traum eines entspannten und doch lebendigen Luxushotels, das er selbst auf seinen Geschäftsreisen immer vermisst hatte – wie erzählt wird. Liebe auf den ersten Blick. Liebe bis heute. Aber der Reihe nach.
LOBBY & ZIMMER: die Lobby mit seinen Restaurants, dem Café & der Bar ist quirliger Marktplatz & beeindruckende Kathedrale zugleich. Die meisten Hotellobbies haben den Charme & die Lebendigkeit eines Wartesaals zur letzen Ruhe. Im Elysee treffen seit 35 Jahren Hamburger auf Hotelgäste – und alle genießen das großzügige Ambiente, die entspannte Atmosphäre und die gastronomische Vielfalt. Die Zimmer sind sehr sauber, bequem, edel & modern – my favorite: die ALKOVENZIMMER.
DIE MITARBEITER: wenn ich eine Frage an Eugen Block frei hätte, würde ich sagen: „Herr Block, wie und wo finden Sie bloß solche Mitarbeiter?“. Die üblichen „Roboter“ der bekannten Hotelketten begrüßen uns oft mit dem antrainierten stereotypen „Wie war Ihre Anreise?“ – während die Augen wahres Desinteresse verraten. Dann bin ich immer schon bedient! Die Mitarbeiter von Herrn Block an der Rezeption, im Café, den Restaurants & im Housekeeping hingegen sind von einer derartig frischen Natürlichkeit, daß ich immer wieder den engagierten Service & den freundlichen Small Talk genieße. Und viele nette Gesichter sehe und erkenne ich immer wieder: ein beliebter Arbeitgeber mit außergewöhnlichem & treuem Personal – das beste Rezept für ein echtes Wohlfühl-Hotel.
GASTRONOMIE: statt die Restaurantflächen an einzelne, unabhängige Pächter zu vergeben, geht das Grand Elysee den Weg der eigenen, zentral gemanagten Küchen. Der erste Weg könnte extreme Ausreißer nach oben, aber auch nach unten, hervorbringen. Der zweite Weg garantiert ein gleich hohes Niveau – aber ohne Ausreißer. Mit zwei Ausnahmen: natürlich das Café mit eigenem Patissier und den tollsten Kuchen & Torten – täglich frisch und eine tägliche Herausforderung an meine Standhaftigkeit. Meist gewinnt der Patissier. Und – als jüngstes Kind der Elysee-Familie: THEO’S, ein klassisches New Yorker Fine Dining Steakhouse. Beide würde ich mit „2. Ein Hochgenuss“ bewerten – die übrigen Restaurants mit „3. Hat mir gefallen“.
GYM, SPA, POOL & WORK: alles großzügig angelegt – alles Spitze. Theoretisch könnte man seinen kompletten Urlaub im Grand Elysee verbringen – wenn Hamburg nicht so viele andere Attraktionen zu bieten hätte. Und damit wären wir fast schon beim nächsten Thema. grand-elysee.com
FAZIT zum HOTEL GRAND ELYSEE: „Bestnote 1. Eine Reise wert!“.
HENRIKS: wir haben also im Elysee eingecheckt, dann einen Spaziergang an – und noch sportlicher: um – die Aussenalster gemacht, einen Sundowner auf der Dachterasse des Hotels getrunken, um pünktlich unseren Tisch im nur 300 Meter entfernten HENRIKS einzunehmen. Bei diesem herrlichen Sommerabend gerne draußen. Claas-Henrik Anklam aus Hannover (von daher kommt kein Doofer – sorry, meine Heimat), viele Jahre Küchenchef im berühmten Hamburger LANDHAUS SCHERRER, eröffnet 2013 sein eigenes Restaurant mit Bar in der Tesdorpfstraße am Dammtor.
HORIZONTALES Kochen macht vieles anders, aber selten etwas besser. VERTIKALES Kochen versucht Original-Rezepte in noch besserer Qualität zu kreieren. Unendlich schwer. Jemand, der schon im elterlichen Betrieb, dann im Georgenhof und schliesslich im Landhaus Scherrer über viele Jahre Chefkoch wurde, kann brilliant kochen – no doubt. Die aktuelle Karte geht von „Tataki vom Tuna oder vom Label Rouge Lachs“, „Crispy Tempura Garnelen“ oder „Blätterteig-Pizza mit Wintertrüffeln“ – über vielerlei Tatar, erlesenen Meeresfrüchten, Fisch, Pasta, Fleischklassikern & Grillsteaks zu exquisiten Fischgerichten.
Entscheidend ist nicht das einzelne Gericht – beeindruckend ist die wirklich sehr, sehr hohe Qualität jeder Speise. Chapeau Monsieur Henrik! Mittags gibt es bürgerliche Klassiker zum niederknien, wie kleine Rinderrouladen mit Kartoffelstampf. Horizontal Cuisine at it’s best! Einziger Wermutstropfen: die von mir so geliebten asiatischen Gerichte sind wahrscheinlich mangels Nachfrage ausgedünnt. Schoade schoade, würde Udo sagen.
Apropos Tropfen: dies ist das erste Restaurant, dessen Weinkarte ich extra erwähne. Viele hochpreisige Restaurants versuchen durch eine preiswerte Mittelklasse-Weinkarte wieder zu versöhnen. Völlig falsch. Natürlich braucht es eine breitere Auswahl erschwinglicher Weine. Aber für „the eve of the year“ möchte ich einen COS D’ESTOURNEL 2009 oder Vergleichbares auf der Liste finden. HENRIKS hat eine süffige Weinabteilung für alle Tage – aber auch eine gläserne Schatzkammer für Sternstunden des Lebens. A votre sante! henriks.cc
FAZIT HENRIKS: „2. Ein Hochgenuss! Fast schon: 1. Eine Reise wert!“